Mittwoch, 10. November 2010

Auf dem Tempelhofer Feld

Der November macht eine kleine Pause und lässt es zu, dass man ohne Handschuhe und Schal ins Freie gehen kann. Ich war ein wenig spazieren, auf dem Gelände des ehemaligen Tempelhofer Flughafens. Das Areal ist so groß, wie das Dorf, in dem ich einen Teil meiner Kindheit verbracht habe und wie groß, merkt man erst, wenn man mitten auf der Landebahn steht. Von dort hat man einen fantastischen Blick auf die Stadt. Von Süden, wo die Studios der Berliner Union Film ("Hitparade im Z-D-Ffff...!") stehen, riecht es kilometerweit nach Butterkeksen, Bahlsen sei Dank. Im Norden und Nordwesten der langgestreckte Terminal, der aus der Ferne betrachtet, gar nicht so nazimäßig einschüchternd aussieht, sondern beinahe filigran. Im Vergleich mit Hauptbahnhof oder O2-Arena wirkt er sogar beinahe gemütlich. In der weiter östlich gelegenen Moschee war neulich ein Tag der offenen Tür und wenn man in dieser Richtung weitergeht, gelangt man irgendwann nach Kreuzberg. Zwei Stunden kann man da schon verbringen, bevor man wieder am Ausgangspunkt angelangt ist.

Auf meinem Rückweg durch den Schillerkiez bemerke ich, wie viele kleine Läden und Ateliers in den letzten Monaten eingerichtet worden sein müssen. Den üppig verzierten Fassaden sieht man an, dass die Schillerpromenade vor hundert Jahren ein Viertel für wohlhabende Bürger gewesen ist, auch wenn der Straßenzug heute als "Problemviertel" gilt. Doch die "gentrification" schreitet mit gewaltigen Schritten voran: die ehemalige preußische Ingenieurschule liefert das charakteristische Bühnenbild für ein neues Biedermeier, das sich in studentischen Cafés und Atelierwohnungen manifestiert. Der neuköllner Norden wird bürgerlich...

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