Fábregas steht in der Tradition der gemäßigten Moderne. Ihre Musik unterwirft sich keinem Dogma, sondern erweist sich als farbig, flexibel und weitgehend tonal (mit modalen Tendenzen). Chromatik, Taktwechsel und Synokpen sind häufig eingesetzte Stilmittel, um einen Spannungsverlauf zu skizzieren und lösen sich mit friedlichen Konsonanzen ab. Das katalanische Idiom durchzieht alle sieben Sätze in Form geheimnisvoller harmonischer und modaler Strukturen und rhyhtmischer Finessen. Mancher Kunstgriff – etwa die komplexen Melismen – verweisen auf die Flamenco-Tradition Andakusiens und noch weiter zurück auf die arabische Vergangenheit Spaniens. Der farbenreiche Stil
Nun widmet sie sich also Francisco Goya, den man als Seelenverwandten ansehen könnte. Mit seinen albtraumähnlichen Darstellungen von Kriegen, Ungerechtigkeiten und Wahnsinn empörte Goya die Eiferer der katholischen Inquisition und stieg zugleich zum Stammvater der Expressionisten und der Surrealisten auf. Durchaus ein attraktives Rollenmodell für eine katalanische Komponistin.
„Pregón“ eröffnet den Reigen von sieben Stücken: eine brillante Fanfare, die mit herrischen Fanfarenklängen die Ankunft der königlichen Familie ankündigt – die wir im folgenden Stück kennenlernen „La familia de Carlos IV“. Ein würdevoller Schreittanz im Klavier (der etwas moppelige König?), der entfernt an eine Cortege erinnert. Flöte und Bratsche übernehmen dabei selbständig geführte Aufgaben, als ob sie dem Blick des Betrachters von einer skurilen Figur zur nächsten nachvollziehen. Spätestens hier lohnt sich also der Griff zum Kunstatlas, der auch in den nachfolgenden Sätzen „Las majas en al balcon“, „El sueño“, „La fragua“, „Toque“ und „La gallina ciega“ zum Einsatz kommen darf.
Elisenda Fábregas | Goyescas für Flöte, Viola und Klavier | Friedrich Hofmeister FH 3435 | EUR 27,80
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