Donnerstag, 11. November 2010

Ich geh mit meiner Laterne

Heute ist Sankt Martin. In meiner rheinischen Heimat ist dieser Tag gleich gleich doppelt bedeutsam. Erstens, weil am 11.11. um 11 Uhr 11 die "Session" beginnt - also der offizielle Beginn der Karnevalszeit, die nur kurz von Weihnachten und Neujahr unterbrochen wird, um dann am Aschermittwoch zu enden. Zweitens aber - und daran erinnere ich mich besonders gerne  - weil überall auf den Dörfern und in den Städten Kinder und Erwachsene mit bunten Laternen hinter einem als römischer Legionär gewandeten Reitersmann zu einem wunderschön anzusehenden Martinsfeuer ziehen. Als Kind war es mein Liebstes, nicht nur meine im Kindergarten gebastelte Laterne zu präsentieren, sondern anschließend mit einigen Kameraden durch die Straßen meines Dorfes zu ziehen und von den Anwohnern Süßigkeiten zu erbetteln. Inzwischen ist dieser Brauch wohl verloren gegangen - auch weil die Spielzeug- und Karnevalsindustrie 1991 (als wegen des 1. Golfkriegs der Rosenmontag abgesagt wurde), nicht auf ihren Masken und Scherzartikeln sitzenbleiben wollte und kurzerhand das amerikanische Halloweenfest nach Deutschland importierte. Bin ich eigentlich reaktionär, wenn mich das immer noch ärgert? Oder werde ich bloß alt...?

Viel später - da war ich schon über dreißig - habe ich gemeinsam mit Semjon Nehrkorn für die Berliner Sing-Akademie ein kleines Singspiel zu Sankt Martin geschrieben. In diesem Jahr wird es bereits zum fünften Mal aufgeführt, immer im prächtigen Berliner Dom und immer gesungen von den Knaben des Staats- und Domchores unter ihrem "Chef" Kai-Uwe Jirka. 2007 haben wir eine kleine Aufnahme gemacht. Vielleicht genau das Richtige, um etwas Licht in trübe Novembertage zu bringen?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen