„Thierry Pécou träumt davon, in der
Auseinandersetzung mit Traditionen ‘die ganze Welt zum Klingen zu bringen’ und
auf diese Weise den Ritual-Charakter der Musik wiederherzustellen. Eine Musik
mit diesem geistigen Hintergrund spricht den Hörer an und nimmt ihn gefangen.“
Jean-Luc Tamby
Thierry
Pécou, 1965 in Boulogne-Billancourt bei Paris geboren, studierte am Pariser
Konversatorium Klavier sowie Orchestrierung und Komposition. Geprägt durch
Einflüsse zeitlich und räumlich entfernter Musikkulturen, beschreitet Pécou
individuelle Wege fernab der Avantgarde. Sprache und Gedankenwelt des
präkolumbianischen Amerikas und der indianischen Zivilisationen regten ihn zur
Komposition der Symphonie du Jaguar
an, die 2003 durch das Orchestre National d’Ile de France unter Leitung von HK
Gruber zur Uraufführung gelangte und große Beachtung fand. Auch die Kantate Passeurs d’eau aus dem
Jahr 2004 ist von der Musik nordamerikanischer Indianer beeinflusst. Weitere
Spuren anderer Kulturen wie der des antiken Griechenlands finden sich im
Konzertstück Les filles du feu
(für Oboe oder Klarinette und Kammerorchester von 1998). In seiner Musik hört
man außerdem Anklänge an die Musik Afrikas und des alten Chinas (etwa in La Barque au rêve clair für Erhu und
Orchester von 2007), nicht als folkloristische Zitate, sondern als Farben und
Andeutungen.
Le grain léger ist typisch französische Musik:
intellektuell und elegant, von großem Formgefühl und „scharf gewürzt“. Das
zweisätzige Werk lebt vom Kontrast: blockartige Secco-Akkorde des Klaviers und
perlende Läufe der Flöte, scharfe ponticello-Sounds des Cellos,
impressionistische Klangflächen gegen brütende Adagios, die so klingen, wie
Rheinberger nach vier Gläsern Absinth komponiert hätte… oder Max Reger im
nüchternen Zustand, wenn er Franzose gewesen wäre. Und typisch französisch
scheint mir auch das Vorwort, dessen Formulierungen in den obersten Dachgeschossen
des IRCAM ersonnen worden zu sein scheinen: „Ringmodulationsspektren
bilden die harmonische Grunddisposition des ersten Satzes, auch wenn sich diese
zudem auf eine wohltemperierte Stimmung in Halbtönen bezieht. Gleich einem
tiefen Atemzug wird diesem ersten Satz durch vielfache Überschneidungen,
Registerkontraste und pfeilschnelle Läufe Leben eingehaucht.“
Glauben Sie
mir – ich habe es nachgeschlagen: Niemand scheint zu wissen, was „Ringmodulationsspektren“ sind…
Thierry Pécou
Le grain léger für Flöte, Violoncello und Klavier
Le grain léger für Flöte, Violoncello und Klavier
Schott Music
ED 21 662
EUR 25,-
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