Mittwoch, 23. Mai 2012

Edvard Grieg | Violinsonate in F-Dur op. 8

„Monsieur, es ist mir eine große Freude, Ihnen zu sagen, welch aufrichtiges Vergnügen mir die Lektüre Ihrer Sonate op. 8 bereitet hat. Sie zeugt von einem starken, ideenreichen, schöpfenden, erfinderischen, vortrefflich gearteten Kompositionstalent, das nur seinem natürlichen Wege folgen braucht, um eine hohe Stufe zu erreichen.“

FRANZ LISZT IN EINEM BRIEF AN DEN KOMPONISTEN


Nicht nur in Edvard Griegs eigenem Schaffen spielen die drei Sonaten für Violine und Klavier eine entscheidende Rolle. Für den jungen Komponisten, der nach seinem Studium in Leipzig nach Norwegen zurückgekehrt war und sich dort – ohne den Austausch mit Freunden und Kollegen – durchaus einsam fühlten, waren sie die Eintrittskarte in das kulturelle Leben Europas. Daran ist vor allem Franz Liszt schuld, der dem zweiunddreißig Jahre jüngeren Grieg nicht nur glänzende Empfehlungen schrieb, sondern ihm auch so manche Tür öffnete.

Grieg hat seine erste Violinsonate selbst als „naiv, reich an Vorbildern“ bezeichnet; vor allem aber ist sie jugendlich-stürmisch ausgefallen, mit musikalischen Gedanken, die sich gegenseitig befeuern und ablösen, fein ausgehörten Harmonien – wie in den ersten Takten die Grundtonart zunächst verschleiert wird, um bald darauf wie „nebenbei“ einzutreten, ist fabelhaft – und einem Gespür für Klangfarben, das an seinen Lehrer Carl Reinecke erinnert. „Naiv“ ist vor allem das Ausmaß der Ausgelassenheit, die sich durch die schnellen Sätze zieht und der musikalische Überschwang, de das Werk kennzeichnet. Und die Vorbilder? Grieg kannte die Musik Mendelssohn Bartholdys und Schumanns seit seiner Zeit als Student am Leipziger Konversatorium und liebte sie. Auch Niels Gade vereehrte er – und mag ihn sich zum Vorbild genommen haben.

1865 erschien Griegs Opus 8 erstmals bei C.F. Peters im Druck und wurde in den nächsten Jahren immer wieder neu aufgelegt, wobei jedesmal kleinere Fehler ausgemerzt wurden. Im Zuge der bei Peters erschienene Grieg-Gesamtausgabe sind auch die Violinsonaten einer gründlichen Revision unterzogen worden und sind nun auch als Urtext-Einzelausgabe erhältlich.



Edvard Grieg | Sonate in F-Dur für Violine und Klavier | Herausgegeben von Finn Benestad | Edition Peters EP 11 311 | EUR 13,80





 

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