Mittwoch, 23. Mai 2012

Hans-Günther Allers, Ruppiner Trio




Hans-Günther Allers
Trio für Violine, Horn und Klavier „Ruppiner Trio“
Verlag Neue Musik NM 1218
Leihmaterial

Wie waren die Wälder finster. / Und im Winter: wie waren sie weiß. / An den Wegrändern blühte der Ginster. / Und die Sommer: Die Sommer warn heiß. / Die Tage warn blau von Lupinen. / Und morgens war die Welt neu. / Wir aßen die Sonne. Und tranken den Regen. / Und schwammen im Juni im Heu.

Eva Strittmatter


Wenn unsere Komponisten aufs Land fahren, um sich inspirieren zu lassen, kommt nicht selten etwas Schönes heraus. So auch in diesem Fall. Eigentlich lebt und arbeitet der 1935 in Trossingen geborene Hans-Günther Allers seit vielen Jahren im Fränkischen. Ein „kurzer Herbstaufenthalt im Ruppiner Land, besser gesagt eine Pilgerfahrt zum Stechlin-See“ zeigte Wirkung und inspirierte den Komponisten zum langsamen Satz, der dem bereits auf drei Sätze angewachsenen Trio noch fehlte – und gab ihm einen Namen, der Assoziationen an scheinbar endlose Naturschönheiten, kleine Fischerdörfer und schmucke Altstädte weckt. Eine Welt, die von Theodor Fontane oder der Dichterin Eva Strittmatter eindrucksvoll beschrieben worden ist.

Der erste Satz ist ein lebhaft vorandrängendes „Allegro energico“ mit häufigen Taktwechseln, der seine Sonatenhauptsatzform nur geringfügig verschleiert und sogar mit einer virtuosen Stretta-Coda endet. Der vom Ruppiner Land und der erhabenen Einsamkeit des Stechlin inspirierte langsame Satz ist eine Traummusik mit zauberisch-elegantem Mittelteil, dem eine von skurilem Humor geprägte „Bagatelle“ folgt, in dem winzige Motivpartikel kurz aufleuchten und rasch wieder verglühen. Ein lebensfreudiges „Allegro ritmico“ beschließt das Ganze und lässt noch einmal alle Instrumente zu ihrem Recht kommen.

Das 1009 in Bayreuth uraufgeführte „Ruppiner Trio“ ist zwar eine Auftragsarbeit für ein Profi-Ensemble, dennoch dürfen sich Amateure an das Werk wagen. Wer den Übefleiß nicht scheut – oder ein brillanter Blattspieler ist, wird mit zahlreichen Schönheiten belohnt.



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