Hans-Günther
Allers
Trio für Violine, Horn und Klavier „Ruppiner Trio“
Verlag Neue Musik NM 1218
Leihmaterial
Wie waren die
Wälder finster. / Und im Winter: wie waren sie weiß. / An den Wegrändern blühte
der Ginster. / Und die Sommer: Die Sommer warn heiß. / Die Tage warn blau von
Lupinen. / Und morgens war die Welt neu. / Wir aßen die Sonne. Und tranken den
Regen. / Und schwammen im Juni im Heu.
Eva Strittmatter
Wenn unsere Komponisten aufs Land fahren, um sich
inspirieren zu lassen, kommt nicht selten etwas Schönes heraus. So auch in
diesem Fall. Eigentlich lebt und arbeitet der 1935 in Trossingen geborene Hans-Günther
Allers seit vielen Jahren im Fränkischen. Ein „kurzer Herbstaufenthalt im
Ruppiner Land, besser gesagt eine Pilgerfahrt zum Stechlin-See“ zeigte Wirkung
und inspirierte den Komponisten zum langsamen Satz, der dem bereits auf drei
Sätze angewachsenen Trio noch fehlte – und gab ihm einen Namen, der
Assoziationen an scheinbar endlose Naturschönheiten, kleine Fischerdörfer und
schmucke Altstädte weckt. Eine Welt, die von Theodor Fontane oder der Dichterin
Eva Strittmatter eindrucksvoll beschrieben worden ist.
Der erste Satz ist ein lebhaft vorandrängendes „Allegro
energico“ mit häufigen Taktwechseln, der seine Sonatenhauptsatzform nur geringfügig
verschleiert und sogar mit einer virtuosen Stretta-Coda endet. Der vom Ruppiner
Land und der erhabenen Einsamkeit des Stechlin inspirierte langsame Satz ist
eine Traummusik mit zauberisch-elegantem Mittelteil, dem eine von skurilem
Humor geprägte „Bagatelle“ folgt, in dem winzige Motivpartikel kurz aufleuchten
und rasch wieder verglühen. Ein lebensfreudiges „Allegro ritmico“ beschließt
das Ganze und lässt noch einmal alle Instrumente zu ihrem Recht kommen.
Das 1009 in Bayreuth uraufgeführte „Ruppiner Trio“ ist
zwar eine Auftragsarbeit für ein Profi-Ensemble, dennoch dürfen sich Amateure
an das Werk wagen. Wer den Übefleiß nicht scheut – oder ein brillanter
Blattspieler ist, wird mit zahlreichen Schönheiten belohnt.
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