„New generation for
recorder“ nennt sich eine Reihe des rheinischen Musikverlags Tonger in Köln,
in der Klaus Lüchtefeld jungen Komponistinnen und Komponisten Gelegenheit gibt,
sich mit ihren in Wetbewerben prämierten Beiträgen für und mit Blockflöten
vorzustellen. Die junge Berliner Komponistin Darja Dauenhauer (Jahrgang 1989)
gehört ebenfalls zu dieser Gruppe junger Komponisten, deren Werke mit einem
Preis ausgezeichnet worden. Ihr Stück „Begegnung mit dem Schutzengel“ für Blockflötentrio und Vibraphon ist dabei
bereits fünf Jahre alt – es wurde 2002 mit einem 2. Preis beim Landeswettbewerb
„Jugend komponiert“ ausgezeichnet – da war die Komponistin gerade dreizehn
Jahre alt – es war bereits ihre vierte Auszeichnung in diesem Wettbewerb.
Inzwischen kann sie auch auf die erfolgreiche Teilnahme beim Bundeswettbewerb
Jugend Komponiert und den Premio Vittoria Caffa Righetti (Italien) zurückblicken.
Kein schlechter Schnitt für eine achtzehnjährige Abiturientin – es handelt sich
bei Darja Dauenhauer also offensichtlich um eine echte Ausnahmebegabung. Aus
ihrem offiziellen Verlagsfoto blickt uns eine ernste und etwas misstrauisch
wirkende junge Dame entgegen, die sich – wie ein Blick ins Vorwort erweist –
auch bereits als Dreizehnjährige sehr eloquent zu äußern vermochte.
Nun also ihre erste Veröffentlichung in einem
überregional tätigen Verlag. Der erste Eindruck: Komplex und denoch mit etwas Übeaufwand
auch von Schülern zu bewältigen. Der Gruppe der Blockflöten steht das Vibraphon
als Dialogpartner gegenüber, das motivische Material der beiden Gruppen ist
dabei durchaus unterschiedlich erfunden. Zwei gebrochene Akkorde (As-Dur /
G-Dur) des Vibraphons stehen am Anfang der Begegnung – sie stehen sinnbildlich
für die Bewegung der beiden Flügel des Schutzengels. Ihm gesellt sich das Thema
der Menschen hinzu: rasche Sechzehntel, die das immer nach vorn laufende Leben
zeigen sollen und die von ihrem Schutzengel buchstäblich „getragen“ werden.
Ihm folgt ein rascher und dissonanter Teil. An die Stelle
der modalen Tonerfindung tritt nun Atonalität, Clusterbildung und ein
geräuschhaftes „al fresco“-Komponieren: Das Böse und wie es in die Welt kam.
Die sich schlängelnden und züngelnden Bewegungsmuster der Flöten werden von
scharf dissonierenden Vibraphonklängen kontrastiert.
Schließlich das Finale: der Kampf des Guten gegen das
Böse, These und Antithese ringen um eine gemeinsame Synthese, die es so wohl nicht
geben kann. Dabei langt die jugendliche Komponistin tief in ihre „Trickkiste“:
Krebsgang und Spiegelung, Transposition und Sequenzbildung – nichts wird
ausgelassen. Und natürlich gewinnt am Ende der Schutzengel. Alles beruhigt sich
und findet seinen Frieden. „Der Schutzengel hilft dem Menschen sein Leben lang
und kämpft für ihn. Am Ende des Stücks symbolisiert“ der scharfe, dissonante
Akkord, dass das Böse niemals schläft.“ (Darja Dauenhauer)
Darja Dauenhauer
Begegnung mit dem Schutzengel
Blockflötentrio und Vibraphon
P.J. Tonger Musikverlag
ISMN M-005-32481-2
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