Montag, 12. August 2013

Darja Dauenhauer, Begegnung mit dem Schutzengel für Blockflötentrio und Vibraphon



„New generation for recorder“ nennt sich eine Reihe des rheinischen Musikverlags Tonger in Köln, in der Klaus Lüchtefeld jungen Komponistinnen und Komponisten Gelegenheit gibt, sich mit ihren in Wetbewerben prämierten Beiträgen für und mit Blockflöten vorzustellen. Die junge Berliner Komponistin Darja Dauenhauer (Jahrgang 1989) gehört ebenfalls zu dieser Gruppe junger Komponisten, deren Werke mit einem Preis ausgezeichnet worden. Ihr Stück „Begegnung mit dem Schutzengel“  für Blockflötentrio und Vibraphon ist dabei bereits fünf Jahre alt – es wurde 2002 mit einem 2. Preis beim Landeswettbewerb „Jugend komponiert“ ausgezeichnet – da war die Komponistin gerade dreizehn Jahre alt – es war bereits ihre vierte Auszeichnung in diesem Wettbewerb. Inzwischen kann sie auch auf die erfolgreiche Teilnahme beim Bundeswettbewerb Jugend Komponiert und den Premio Vittoria Caffa Righetti (Italien) zurückblicken. Kein schlechter Schnitt für eine achtzehnjährige Abiturientin – es handelt sich bei Darja Dauenhauer also offensichtlich um eine echte Ausnahmebegabung. Aus ihrem offiziellen Verlagsfoto blickt uns eine ernste und etwas misstrauisch wirkende junge Dame entgegen, die sich – wie ein Blick ins Vorwort erweist – auch bereits als Dreizehnjährige sehr eloquent zu äußern vermochte.

Nun also ihre erste Veröffentlichung in einem überregional tätigen Verlag. Der erste Eindruck: Komplex und denoch mit etwas Übeaufwand auch von Schülern zu bewältigen. Der Gruppe der Blockflöten steht das Vibraphon als Dialogpartner gegenüber, das motivische Material der beiden Gruppen ist dabei durchaus unterschiedlich erfunden. Zwei gebrochene Akkorde (As-Dur / G-Dur) des Vibraphons stehen am Anfang der Begegnung – sie stehen sinnbildlich für die Bewegung der beiden Flügel des Schutzengels. Ihm gesellt sich das Thema der Menschen hinzu: rasche Sechzehntel, die das immer nach vorn laufende Leben zeigen sollen und die von ihrem Schutzengel buchstäblich „getragen“ werden.

Ihm folgt ein rascher und dissonanter Teil. An die Stelle der modalen Tonerfindung tritt nun Atonalität, Clusterbildung und ein geräuschhaftes „al fresco“-Komponieren: Das Böse und wie es in die Welt kam. Die sich schlängelnden und züngelnden Bewegungsmuster der Flöten werden von scharf dissonierenden Vibraphonklängen kontrastiert.

Schließlich das Finale: der Kampf des Guten gegen das Böse, These und Antithese ringen um eine gemeinsame Synthese, die es so wohl nicht geben kann. Dabei langt die jugendliche Komponistin tief in ihre „Trickkiste“: Krebsgang und Spiegelung, Transposition und Sequenzbildung – nichts wird ausgelassen. Und natürlich gewinnt am Ende der Schutzengel. Alles beruhigt sich und findet seinen Frieden. „Der Schutzengel hilft dem Menschen sein Leben lang und kämpft für ihn. Am Ende des Stücks symbolisiert“ der scharfe, dissonante Akkord, dass das Böse niemals schläft.“ (Darja Dauenhauer)


Darja Dauenhauer
Begegnung mit dem Schutzengel
Blockflötentrio und Vibraphon
P.J. Tonger Musikverlag
ISMN M-005-32481-2





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