„Celli können dasselbe wie Bratschen, nur besser!“
Leonard Bernstein
Gewöhnlich fristen sie ein Dasein als „Kellerkinder des
Orchester” – die Bratsche als oft verlachte arme Verwandte der Geige und des
Cellos („Celli können dasselbe wie Bratschen, nur besser!“ soll Leonard
Bernstein einmal gesagt haben), kommt weder richtig rauf noch richtig runter
(ein Schicksal, das sie mit dem Sänger-Bariton teilt…) und ist überhaupt viel
zu unbeweglich, um jemals brillieren zu können. Und das Fagott? Herrje… das
Fagott! Im gesamten 18. Jahrhundert zu einem Dasein als Generalbaßknecht
verdammt, dessen Stimme ohnehin von der Orgel oder dem Cembalo mitgespielt
wurde und das man deshalb auch gleich weglassen konnte, ohne dass es
irgendjemandem aufgefallen wäre… Und wenn ein mitfühlender oder
leichtsinniger Komponist doch einmal ein
Solo für das Fagott schrieb, dann kam es schon einmal vor, dass der betreffende
Spieler – mit der ungewohnten Aufgabe überfordert – rasch den Zorn des
musikalischen Leiters auf sich zog. Stichwort: „Zippelfagottist“. Am Ende
duellierten sich dann Komponist und Fagottbesitzer mitten in der Nacht vor dem
Arnstädter Schloss und alle hatten nur Ärger. Dass dem Fagott auch von späteren
Komponistengenerationen immer wieder gerne die Rolle des Spaßmachers vom Dienst
zugewiesen wurde, hat die Sache auch nicht besser gemacht. Nur Hindemith hat
dem Fagott eine sehr schöne und ernsthafte Sonate gewidmet – aber der war ja
auch Bratscher. Gewissermaßen ein „Fagottist im Geiste…“
Richtige Fagottisten wissen natürlich, dass ihr
Instrument in Wahrheit der König aller Holzbläser ist. Wie hohl und leer hingen
Flöte und Oboe, Klarinette und Horn in der Luft, würde nicht ein gnädiges
Fagott aus dem kunterbunten Sammelsurium von Instrumenten erst ein ernst
zunehmendes Bläserquintett machen. Und wenn im „Deutschen Requiem“ von Johannes
Brahms die ersten Einleitungstakte erklingen und er Chor sein „Selig sind die
Toten“ in den Dom haucht, dann lächeln die Bratscher leise und das Publikum
freut sich darüber, wie schön ein Orchester klingen kann, wenn die Geigen
einmal ihren Bogen aus der Hand legen und zuhören müssen…
Eigentlich sollte es vielmehr Kammermusik für Fagott und
Bratsche geben – schön, dass bereits im 18. Jahrhundert jemand daran gedacht
hat: Felice di Giardini, gemeinsam mit Johann Christian Bach und Carl Friedrich
Abel einer der führenden Komponisten des galanten Stils in London. Und nichts
weniger als galant sind sie auch, diese drei Duetti, in denen kein Instrument
dem anderen die Butter vom Brot nehmen will. Dazu harmonisch abwechslungsreich
und voller geistreicher Details, die Melodien voller italienischem Schmelz und
obendrein für heutige Musiker nicht
schwer zu spielen. Warum also weiter zögern?
Felice de Giardini
3 Duetti
a Fagotto e Viola concerta
Herausgegeben von Helge Bartholomäus
Friedrich Hofmeister Musikverlag
FH 2876
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