Montag, 12. August 2013

Ignaz Pleyel, Streichquintett g-moll



So wie das Streichquartett nicht nur von Joseph Haydn im Alleingang erfunden wurde, hat auch die nah verwandte Gattung des Streichquintetts mehrere Väter. Einer von ihnen ist Ignaz Pleyel, dessen 250. Geburtstag in diesem Jahr zwar weitgehend unbeachtet geblieben ist, jedoch zumindest mit einer ganzen Reihe neuer Veröffentlichungen gewürdigt wird. Das von Tilman Sieber für die Edition Schott herausgegeben Streichquintet g-moll gehört zu seinen am häufigsten gespielten Werken und kann bereits auf eine reiche Editionsgeschichte zurückblicken. Es ist das zweite einer Sammlung von drei Streichquintetten, die Pleyel 1786 bei Hoffmeister in Wien erscheinen lässt und an dem sich nicht nur der Übergang von den fünfstimmigen Streichersinfonien des 1770er und 1780er Jahre zum solistisch besetzten Streichquintett (mit zwei Bratschen) ablesen lässt. Sie stellen zugleich den ersten großen Versuch dar, den Divertimento-Charakter früherer Quintettkompositionen hinter sich zu lasen und die von Haydn (in seinen Streichquartetten op. 33) gefundene „neue Art“ Themen zu erfinden und zu verarbeiten auch für diese Besetzung zu etablieren.

Wie gestaltet sich nun diese „neue Art“ im vorliegenden G-Moll-Quintett? Zunächst einmal darin, dass– ähnlich wie in Haydns Opus 33 – der Durchführungsteil des ersten Satzes ganz aus dem Material des Hauptthemas gespeist wird. Die Art und Weise, in der Pleyel dabei keinen technischen Kunstgriff auslässt und den Themenkopf durch Imitation, Sequenzierung, Verkürzung, rhythmische und tonale Veränderung und Umkehrung in immer wieder neuem Licht erscheinen lässt, zeigt ihn als souveränen Meister auf der Höhe seines Könnens.

Leider verzichtet die Einzelausgabe auf einen Kritischen Bericht und bietet lediglich eine aphoristisch anmutende Auflistung der verwendeten Quellen –dem interessierten Kammermusiker bleibt also der Weg in die (hoffentlich gut sortierte) Bibliothek nicht erspart, um sich für den Fall einer weiter gehenden Auseinandersetzung mit diesem Stück in der (ebenfalls bei Schott erschienenen) Denkmäler-Gesamtausgabe zu informieren.    


Ignaz Pleyel
Streichquintett g-moll
2 Violinen, 2 Violas und Violoncello
Herausgegeben von Tilman Sieber
Edition Schott
ED 20117
EUR 29,95


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen