„Gelt, da steht wieder der Ochs am Berg! Das verstehst Du noch lange
nicht…“
Wolfgang Amadé Mozart zu Franz Xaver Süßmayr
Ob Mozart wohl zu echter Freundschaft fähig war? Wenn man
in Selbstzeugnissen liest, wie arrogant und abweisend er sich zuweilen gerade
über weniger begabten Zeitgenossen (und wer war das nicht?) gezeigt hat, dann
möchte man sich darüber freuen, dass ausgerechnet Franz Xaver Süßmayr einer
seiner engsten Freunde gewesen ist. Ihm vertraute er seine Familie an und nach
ihm ist einer der beiden überlebenden Söhne benannt – der als Komponist
ebenfalls hochbegabte Franz Xaver Mozart. Dass in Wirklichkeit Süßmayr dessen
Erzeuger gewesen und seinem Freund somit die Hörner aufgesetzt haben soll, darf
man wohl ins Reich der Legende verweisen. Zu groß ist die Ähnlichkeit des
Mozartsohnes mit seinem Großvater Leopold und auch das beachtliche Musiktalent dürfte
er eher
von Wolfgang Amadé als von Franz Xaver mitbekommen haben.
Nein, Süßmayr war ein anständiger und ehrenhafter Bürger;
ein Klosterzögling aus Kremsmünster, wo er im Laufe seiner Schulzeit
verschiedene musikalische Ämter versah (unter anderem als Organist, Geiger und
Sänger) und bald zum „Hauskomponisten“ des Klosters heranreifte. 1787 zog der
21jährige nach Beendigung seines Studiums nach Wien, wo er nicht nur bald
freundschaftlichen Kontakt zu Mozart, sondern auch zu Antonio Salieri unterhielt.
Sein Geld verdiente er als Kopist, Musiker – und durch eigene Kompositionen. Süßmayr
scheint nicht der Depp gewesen zu sein, als den man ihn heute gerne betrachtet.
Wer ihn nur anhand seiner Requiem-Ergänzung beurteilt, verkennt das wahre
Potenzial eines zwar nicht genialen, aber überdurchschnittlich begabten
Musikers.
Wer zu Hause gerne einmal im Streichtrio spielt, der kann
sich davon selbst ein Bild machen: das von Erich Duda vorgelegte Streichtrio
d-moll ist wahrscheinlich vor 1792 entstanden und weist zwar einige Unarten auf,
die für den Komponisten zu jener Zeit typisch waren (ein zuweilen
schwerfälliger Satz und ein bisweilen an der Geduld der Hörer zerrender
harmonischer Beharrungswille), diese werden jedoch durch melodischen Charme und
einige witzige formale Einfälle wieder wettgemacht. Keine welterschütternde
Entdeckung – aber allemal einen zweiten Blick wert.
Franz Xaver
Süßmayr
Streichtrio in d-moll SmWV 613
Violine, Viola und Violoncello
Herausgegeben von Erich Duda
Doblinger Diletto Musicale DM 1392
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