Montag, 12. August 2013

Franz Xaver Süßmayr, Streichtrio in d-moll SmWV 613




„Gelt, da steht wieder der Ochs am Berg! Das verstehst Du noch lange nicht…“

Wolfgang Amadé Mozart zu Franz Xaver Süßmayr


Ob Mozart wohl zu echter Freundschaft fähig war? Wenn man in Selbstzeugnissen liest, wie arrogant und abweisend er sich zuweilen gerade über weniger begabten Zeitgenossen (und wer war das nicht?) gezeigt hat, dann möchte man sich darüber freuen, dass ausgerechnet Franz Xaver Süßmayr einer seiner engsten Freunde gewesen ist. Ihm vertraute er seine Familie an und nach ihm ist einer der beiden überlebenden Söhne benannt – der als Komponist ebenfalls hochbegabte Franz Xaver Mozart. Dass in Wirklichkeit Süßmayr dessen Erzeuger gewesen und seinem Freund somit die Hörner aufgesetzt haben soll, darf man wohl ins Reich der Legende verweisen. Zu groß ist die Ähnlichkeit des Mozartsohnes mit seinem Großvater Leopold und auch das beachtliche Musiktalent dürfte er eher
von Wolfgang Amadé als von Franz Xaver mitbekommen haben.

Nein, Süßmayr war ein anständiger und ehrenhafter Bürger; ein Klosterzögling aus Kremsmünster, wo er im Laufe seiner Schulzeit verschiedene musikalische Ämter versah (unter anderem als Organist, Geiger und Sänger) und bald zum „Hauskomponisten“ des Klosters heranreifte. 1787 zog der 21jährige nach Beendigung seines Studiums nach Wien, wo er nicht nur bald freundschaftlichen Kontakt zu Mozart, sondern auch zu Antonio Salieri unterhielt. Sein Geld verdiente er als Kopist, Musiker – und durch eigene Kompositionen. Süßmayr scheint nicht der Depp gewesen zu sein, als den man ihn heute gerne betrachtet. Wer ihn nur anhand seiner Requiem-Ergänzung beurteilt, verkennt das wahre Potenzial eines zwar nicht genialen, aber überdurchschnittlich begabten Musikers.

Wer zu Hause gerne einmal im Streichtrio spielt, der kann sich davon selbst ein Bild machen: das von Erich Duda vorgelegte Streichtrio d-moll ist wahrscheinlich vor 1792 entstanden und weist zwar einige Unarten auf, die für den Komponisten zu jener Zeit typisch waren (ein zuweilen schwerfälliger Satz und ein bisweilen an der Geduld der Hörer zerrender harmonischer Beharrungswille), diese werden jedoch durch melodischen Charme und einige witzige formale Einfälle wieder wettgemacht. Keine welterschütternde Entdeckung – aber allemal einen zweiten Blick wert.    



Franz Xaver Süßmayr
Streichtrio in d-moll SmWV 613
Violine, Viola und Violoncello
Herausgegeben von Erich Duda
Doblinger Diletto Musicale DM 1392


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