Die
Lebensgeschichte von Ursula Mamlok steht exemplarisch für Millionen
zerschnittener oder für immer beendeter Biographien aus dem tausendjährigen
Reich. Im bürgerlichen Berliner Stadtteil Charlottenburg als Ursula Lewy
geboren, in der Schillerstraße aufgewachsen und in der Pestalozzistraße zur
Schule gegangen, ist bereits das junge Mädchen von der Musikwelt der Hauptstadt
fasziniert. 1939 flüchtet die jüdische
Familie nach Amerika, wo Ursula nach einem langen und abenteuerlichen Weg in
New York landet. Im August 1940 kam sie als 17-Jährige in Manhattan an.
„New York war wie Berlin. Eine Großstadt, in der es jeden Abend Konzerte gab“,
sagt sie, auch wenn sie sich die damals nicht leisten konnte. Sie trug noch
dieselben Kleider, die sie aus Berlin mitgenommen hatte und sah aus wie ein
Kind und nicht wie eine junge Frau, die ihr Glück suchte.
Zwei Jahre später
hat sie so viel Geld gespart, dass sie sie ihre Familie nachholen kann. Aus
Ursula Lewy wird Ursula Lewis – und wenig später Ursula Mamlok. Da hat sie
Dwight Mamlok kennen gelernt, der eigentlich Dieter heißt und vor den Nazis aus
Hamburg geflüchtet ist. Zwei deutsche Emigranten im amerikanischen Exil. Komponistin will sie werden und erhält
schließlich Kompositionsunterricht bei
einem anderen Berliner in New York, bei Stefan Wolpe, der ihr die Musik von
Arnold Schönberg und Anton Webern aufschließt. Seitdem hat sie sich der
12-Ton-Musik verschrieben.
Im Jahr 2007 ist
sei, hoch in den Achtziger, längst etabliert. Eine gefragte Komponistin und
Lehrerin, die vor allem Kammermusik schreibt. Ihr neues Streichquartett ist
eine Auftragskomposition der Harvard University und vereint amerikanische
Ostküsteneleganz mit der seriellen Schreibweise der Wiener Schule. Der
Charakter des Werkes ist eher heiter, dazu trägt auch der aufgelockerte Satz
und die unaufgeregte Tonsprache zurück. Wenn jemals eine Musik Züge von
Weisheit und Milde getragen hat, dann hier. Dies Musik muss nichts mehr
beweisen, sie ist einfach da – auch wenn sich in das Larghetto der eine oder
andere dunkle Unterton eingeschlichen hat.
Ursula Mamlok
Streichquartett Nr. 2
Edition Peters EP 67863
EUR 22,-
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