Montag, 12. August 2013

Max Reger, Serenaden op. 77 und 141a für Flöte (Violine), Violine und Viola





„Anbei  finden Sie etwas allerleichtestes, einfachstes u. sehr melodiöses… Doch bitte ich Sie sehr, dieses kleine unscheinbare Heftchen op. 77a nicht „von der Seite“ ansehen zu wollen, da op. 77a für jeden Fall dazu geeignet sein wird, mir sehr viele neue Freunde zu erwerben u. endlich mal jene Igonranten ein bißchen zum Schweigen bringen wird, welche da behaupten, daß ich nur ‚kompliziert‘ schreiben könnte u. den ‚Mangel an Einfällen‘, den ‚Mangel an Gemüth‘ durch ‚Wust und Compliziertheit‘ verdecken ‚müßte‘!“

Max Reger an seine Verleger Lauterbach & Kuhn

Ein erklärter Publikumsliebling wird Max Reger wohl nicht mehr werden – zu komplex ist diese musikalische Ausnahmeerscheinung des fin de siecle. Er war ein bedeutender Komponist, der ein erstaunlich umfangreiches Gesamtwerk hinterlassen hat – und dessen Musik sehr selten aufgeführt wird. 1973 scheiterte eine zur Würdigung seines hundertsten Geburtstags geplante Gesamteinspielung seiner Werke auf Schallplatte auch daran, dass sich nicht genügend erstrangige Interpreten finden ließen, die sich auf das Abenteuer Reger einlassen wollten.

Vielleicht hat die bis in unsere Tage reichende Vernachlässigung Regers etwas mit der Entwicklung einer noch weiter gehenden Musiksprache zu tun, die schon zu Lebzeiten einsetzte und die Regers Musik mit einem Mal als „(zu)spätromantisch“ und überkommen erschienen ließ. Und wem Reger bereits vorher zu radikal gewesen war, der sah bei Johannes Brahms bereits das Ende der genießbaren Musik gekommen. Dass Reger unter den Angriffen, denen er und seine Musik ausgesetzt waren, gelitten hat (zumal diese durch die vernichtenden Urteile seines verehrten Lehrers und Mentors Hugo Riemann verstärkt wurden), lässt sich auch aus dem eingangs zitierten Brief an seine Verleger lesen, in dem sich der sonst um kein derbes Wort verlegene Meister ungewohnt dünnhäutig zeigt.

Sein Ringen um Anerkennung äußert sich in den vorliegenden Trios für Flöte, Violine und Bratsche – einer im 19. Jahrhundert sehr selten gebrauchte Besetzung – die sich natürlich auf Beethovens frühe Serenade op. 25 beziehen. Alles wirkt hier gelöster und weniger grüblerisch als in seinen symphonischen Werken oder dem für die großen Orchesterorgeln des 19. Jahrhunderts geschriebenen Orgelwerke – gelegentlich blitzt sogar ein Anflug von Humor durch die gelichtete Polyphonie im erstaunlich ungetrübtem D-Dur der ersten Serenade. Mit der zweiten, zehn Jahre später (1915) komponierten,  Serenade in G-Dur sah bei sich selbst den „freien, jenaischen Stil“ angebrochen. An Stelle Beethovens stand hier gleich Mozart Pate, den man am Ende des wilhelminischen Zeitalters gerne als apollonisch-heiteren Lichtbringer sah.

Die vorliegende Ausgabe basiert im Wesentlichen auf der von Reger selbst korrigierten Taschenpartitur und bietet selbstverständlich alles Annehmlichkeiten einer modernen Urtextausgabe. Für den Fall einer (bereits von Reger angeregten) Besetzung mit zwei Violinen enthält die von Michael Kube verantwortete Ausgabe  im Falle von op. 141a sogar eine vom Komponisten neu eingerichtete Violinstimme, die sich vornehmlich durch eine andere Bogensetzung und „ein paar kleine Änderungen“ auszeichnet.


Max Reger

Serenaden op. 77 und 141a für Flöte (Violine), Violine und Viola

Herausgegeben von Michael Kube

G. Henle Verlag







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